Geschichte

Alles begann Im Jahre 1931. Am Sonntag, den 8. März, trafen sich die Dachdeckermeister der Region zur Vorbesprechung einer Gründerversammlung. Als provisorischen Vorstand wählten sie August Barth zum Obermeister, Otto Peetz zum Kassier und Willy Werner zum Schriftführer.

Nach umfassender, gründlicher Vorbereitung kam es zwei Jahre später zur Gründerversammlung. Am 8. Oktober 1933 wurde einstimmig die Errichtung einer Zwangsinnung für das Dachdeckergewerbe, mit Sitz in Freudenstadt, beschlossen. Diese Zwangsinnung umfasste das Gebiet der Oberämter Balingen, Calw, Freudenstadt, Herrenberg, Oberndorf, Reutlingen, Rottweil, Rottenburg, Spaichingen, Tübingen und Tuttlingen. 

Bis 1936 leitete August Barth die Dachdecker-Innung. Im Mai 1936 wurde, auf Beschluss der Kreisverwaltung, Richard Knörnschild, zum neuen Obermeister bestellt.

Nach nur dreijähriger Amtszeit wurde er auf Bitten der Mitglieder abgesetzt. August Barth übernahm wieder das Amt der Obermeisters. Von 1939 bis l 951 leitete er die Innung ohne Unterbrechung und wurde am Ende seiner Amtszeit am 27.1.1951 zum Ehrenobermeister ernannt.

Während des 2. Weltkrieges war eine geregelte lnnungsarbeit nicht mehr möglich. Die überwiegende Zahl der lnnungsmitglieder war zum Wehrdienst eingezogen worden. Die vor Ort verbliebenen, älteren Kollegen kamen zum Einsatz in den zerbombten Städten, um dort die größten Schäden auf den Dächern zu beheben. Zunächst war Stuttgart der Einsatzort, doch gegen Ende des Krieges packten unsere lnnungsmitglieder sogar im Raum Köln mit an. 

Nach dem Kriege wurde die Arbeit der Innung durch die französische Besatzung sehr stark behindert und kam fast völlig zum Erliegen.

Erst 1951 ging es wieder aufwärts. Unterdessen stand der Generationswechsel in der lnnungsführung an. Nach August Barth wählten die Mitglieder nun seinen Sohn, Walter Barth, in das Amt des Obermeisters. Dieser engagierte sich sehr stark für die Gründung einer eigenen Lohnausgleichskasse, um die Bezahlung des Schlechtwettergeldes auch für das Dachdeckerhandwerk zu erreichen. Seine Bemühungen hatten bald den gewünschten Erfolg. Die Dachdeckergesellen erhalten seither Schlechtwettergeld und müssen nicht mehr arbeitslos gemeldet werden.

Nebenbei sei daran erinnert, dass sich am 15. Januar 1955 die beiden Landesverbände des Dachdeckerhandwerks Baden und Württemberg zum Landesverband Baden-Württemberg zusammengeschlossen haben.

Erste Aktion der Innung Reutlingen im neuen Landesverband war die Organisation des zweiten Verbandtages, 1957, in Freudenstadt.

1964 wechselte die lnnungsführung. Nach 13-jähriger Amtszeit übergab Walter Barth sein Amt an seinen Nachfolger Adam Maintz. Dieser richtete sein Augenmerk vor allem auf die Förderung der Öffentlichkeitsarbeit. Es war sein erklärtes Anliegen, die Kollegen dazu zu bewegen, sich wieder mehr am lnnungsgeschehen zu beteiligen.

1980 starb Adam Maintz. Otto Peetz wurde sein Nachfolger. In den Jahren von 1980 bis 1991 leltete er die Geschicke der Innung. Sein Hauptanliegen war eine gute und effiziente Öffentlichkeitsarbeit. So sorgte er dafür, dass das Handwerkerhaus im Kloster Beuron und der Gerbersteg in Reutlingen von der Innung ein neues Dach erhielten. Einer der Höhepunkte seiner Arbeit war aber sicherlich die Anschaffung einer lnnungsfahne und die feierliche Fahnenweihe im Jahre 1987 im Kloster Weggental in Rottenburg. 

Otto Peetz wurde am Ende seiner Amtszeit zum Ehrenobermeister ernannt. Von 1991-1997 hieß der Obermeister Karl-Heinz Lange.

Im Oktober 1991 feierte die Dachdecker-Innung Reutlingen ihr 60-jähriges Bestehen, zusammen mit der Partner-Innung Vogtland in Bad Alexanderbad.

1997 wurde Clemens Barth, Enkel des Mitbegründers August Barth, zum Obermeister der Dachdecker-Innung Reutlingen berufen. Die Geschäftsstelle der Innung befindet sich seit ihrer Gründung in Freudenstadt, in den Händen der Kreishandwerkerschaft.

Beim Bau des neuen "Haus des Handwerks" in Freudenstadt wurden sämtliche Abdichtungs- und Dachbegrünungsarbeiten von der Innung übernommen und im Rahmen der überbetriebllchen Ausbildung, zusammen mit den Auszubildenden der Innung, ausgeführt.

Im Jahre 2003 wurde Willy Werner, Enkel des Mitbegründers Willy Werner aus Reutlingen zum Obermeister der Dachdecker-Innung Reutlingen berufen.

Im Jahre 2012 wurde bei der Jahreshauptversammlung in Tübingen der heutige Obermeister Otto Peetz gewählt. Auch er ist ein Enkel eines Gründungsmitglieds. Man sieht dass die Liebe und Leidenschaft für diesen Beruf sich über Generationen fortsetzt.

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